Eine wesentliche Zielsetzung des Planungsteams war es, die Gedanken des ReUse und Upcycling in realisierbaren Einklang mit eleganter, den Laborbauten des Vorklinikums angemessener, Materialästhetik zu bringen sowie zugleich positiven Einfluss auf Flora und Fauna auf dem Campus zu nehmen.
Den Entwurf prägen die leichten, textilen Baukörper der Gebäude 61, 62 und 63, die jeweils auf einem verglasten, rückversetzen Erdgeschoss thronen. Im 1,20m Bestandsraster bieten verschiebbare, mit Textilien bespannte Rahmen, ein dynamisches Fassadenbild und optimalen Sonnenschutz.
Die Architektur ist passend zu den Nutzungen klar und präzise, dabei zurückhaltend und überzeugend durch reduzierte Materialästhetik. Diese weiße Eleganz wird durch die mit einer neuen Grünfassade eingekleideten, geometrisch aufgeräumten Treppentürme an den Kopfseiten der Hauptgebäude ergänzt. Neben zahlreichen Nachhaltigkeitsaspekten sorgt dies für eine klare Gliederung der Baukörper und erleichtert die Orientierung im Außenraum. Wie schon in der Bestandssituation sind die Gebäude des Vorklinikums auch in diesem Entwurf als Einheit zu verstehen, die auf einen modernen Stand mit zeitloser Eleganz gebracht wurde - auch ein Faktor langfristiger Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Die naturwissenschaftliche Funktionalität der Textilfassade beruht auf jüngsten Ergebnissen des Forschungsprojektes "green.FaCade" an der RWTH Aachen. Das Gewebe der Textilien wird mit Titandioxid beschichtet, das als Katalysator fungiert: schädliche Stickoxide aus der Luft oxidieren an den Textilien, werden beim nächsten Niederschlag als unbedenkliche Salze abgespült und dem natürlichen Kreislauf als Nährstoff wieder zugeführt. Die Fassade leistet damit einen aktiven Beitrag zu Verbesserung der Luftqualität. Einen bauphysikalischen Vorteil bietet die Luftschicht zwischen thermischen Hülle und den Textilrahmen zudem. Diese Pufferzone bringt in den Sommermonaten einen Kühleffekt und verringert die benötigte mechanische Kühlung. Die Grünfassade an den Treppentürmen ergänzt diese positiven Faktoren für die Luft. Neben der zusätzlichen Bindung von Kohlendioxid und der damit verbundenen Freisetzung von Sauerstoff, profitiert der Campus von einer erhöhten Artenvielfalt. Im Bestand sind Teilbereiche der Fassaden bereits (ungeplant) begrünt, so dass mit diesem Entwurf ein noch größeres Stück Natur zurückgewonnen werden kann. Trotz des starren Fassadenrasters ergibt sich durch die Beweglichkeit der Textilrahmen ein dynamisches Fassadenbild, welches die Nutzenden aktiv mitgestalten können. Es entsteht so ein hoch effizienter, individuell einstellbarer Sonnenschutz, bei dem die Blickdurchlässigkeit aus dem Gebäudeinneren weiterhin gewährleistet ist.