Wohnbebauung Schwentine Nord
Wohnbebauung Schwentine Nord

Ein wesentlicher Teil der Aufgabe besteht darin, nicht ausschließlich eine angemessene Fassade zu entwickeln, sondern auch eine Antwort auf die Einbindung des gesamten Gebäudeensembles in die sehr heterogene Umgebung zu finden. Hinzu kommt die An- und Einbindung in den „grünen Fördering“, welcher sich zu einem Naherholungsgebiet und einem spannendem Rad-und Wanderweg entwickelt sich stetig weiter. Eine weitere Herausforderung stellt die Einbettung in die historisch geprägte und wassernahe Umgebung dar.

Für das Baufeld 1 ist es unser Ziel, keine repräsentative Barriere, sondern eine dem Bewegungsfluss der Passanten folgende Kubatur zu entwickeln. Der Entwurf nimmt daher die südliche Linie der Baugrenze auf und unterstützt so den Promenadencharakter des wasserseitigen Wanderweges. Gleichzeitig wird die westlich liegende Förde inszeniert und der Blick auf die historische Schwentinemündung, sowie die Alten Mühle freigestellt. Zur Straße „An der Holsatiamühle“ bildet der Baukörper 1 durch einer Parallele zum Albert-Einstein-Haus eine klare Straßenachse. Zudem rückt das Gebäude bewusst von der Straße ab und stellt den historischen Gebäudebestand der „Alten Mühle“ frei. Die Entscheidung gegen eine rechtwinklig verlaufende Ostfassade öffnet die Blickbeziehung zwischen dem Albert Einsteinhaus und dem Schwentineufer.

Die im Hang verborgene Tiefgarage des Gebäudes 1 bildet ein Podest mit parkähnlichem Charakter, welches sich mit Stufen und einer natürlichen, weichen Bewegung zum Schwentineufer hinab bewegt. Dieser Park lädt die Passanten mit Sitzstufen und Terrassen zum Verweilen und Erholen ein. Gleichzeitig wird ein Pavillon integriert, welcher sich fast unbemerkt, skulptural aus dem Hang schält. Die Wegebeziehung ermöglicht eine qualitative Verbindung zur rückwärtigen Bebauung - verengt sich aber dennoch, so dass keine Konkurrenz zur Promenade aufgebaut wird. Optional ist hier eine Einfriedung möglich, welche z.B. ein nächtliches durchqueren des Privatgrundstücks verhindert.

Gebäude 2 nimmt deutlich die Typologie der Speicher- und Rotklinkerarchitektur der Kulisse bildenden „Perlenkette“ auf und integriert sich so in die Reihe der dort vorzufindenden großformatigen Bestandssolitäre. Die „Perlenkette“ ist geprägt von kleinformatigen regelmäßigen, streng gegliederten Öffnungen und einer deutlichen vertikalen Struktur. Passend zur Nutzung entsteht so ein schlichtes, unaufgeregtes, aber trotz allem hochwertiges Gebäude.

Die Stellplatzanlage rückwärtig zum Gebäude 2 wird deutlich gegenüber der im B-Plan angegebenen Geschosshöhe reduziert. Auf zwei Vollgeschossen, einem Untergeschoss und einem Parkdeck können alle erforderlichen Stellplätze abgebildet werden. Die Höhenentwicklung orientiert sich dabei an dem rückwärtigen Heikendorfer Weg, sodass das Parkdeck ebenerdig erschlossen werden kann. Außerdem tritt die Stellplatzanlage, vom Heikendorfer Weg aus gesehen, einzig als Erweiterung der Hangkante in Erscheinung und hält den Blick in Richtung Schwentine frei. Da es sich um ein untergeordnetes Gebäude handelt, wird das Parkhaus bewusst hinter das Gebäude 2 gestellt und folgt dabei zwingend den von Gebäude 2 produzierten „Baulinien“. Für uns ist ein seitliches Hervorrücken des Parkhauses nicht wünschenswert, auch wenn somit geringfügig das Baufeld des Parkhauses verlassen wird.

Bei der Materialwahl wurde analog zur Gebäudesetzung und –kubatur auf die umgebenden Gebäude Bezug genommen. Ziel war es, den einzelnen Gebäuden Charakter zu verleihen, trotzdem das Gesamtensemble zu vereinen. Für das Gebäude 2 wurde daher ein Stein analog der „Perlenkette“ der Rotklinkergebäude gewählt. Im kontrastreichen Spiel wurden die Balkonbrüstungen farblich abgesetzt, stellen aber dennoch eine Verbindung zur sandsteinfarbenen Fassade von Gebäude 1 dar. Die halbtransparenten, perforierten Brüstungselemente finden sich ebenfalls als Fassade des Parkhauses wieder. Hier kann – je nach Schallschutzanforderung ein perforiertes oder einzig geprägtes Metallpanel zum Einsatz kommen.

Das exponierte Gebäude 1 orientiert sich an der ehemaligen Mühle, welche durch eine helle repräsentative Fassade geprägt war. Ebenfalls soll der hier gewählte sandsteinfarbene Klinker an eine ausgewaschenen Steilküsten erinnern. Das Bild einer wellenförmigen, horizontalen Küstenlinie war ausschlaggebend für die Herleitung des Baukörpers und der Fassadenstruktur. Der Baukörper schält sich, dem Ufer folgend, aus der Hangkante heraus und erinnert – sicherlich in abstrakter Form – an die Schleswig-Holstein prägenden Steilküsten.

Platzierung

2. Preis, Auftrag

Bauherr

privat

Baukosten

10 Mio. Euro